Bremsen, Lenken oder umgekehrt oder beides gleichzeitig?

 

Wie sollte sich der Fahrer im Gefahrenfalle verhalten?

 

Wenn man die Reaktion des Fahrers in einer Gefahrensituation bewertet, dann nimmt man allgemein die Effektivität der durchgeführten Handlungen des Fahrers als Kriterium.

 

Kriterium: Effektivität der Gefahrenvermeidung

 

Die Reihenfolge oder auch Gleichzeitigkeit von durchzuführenden Handlungen des Fahrers ist von den technischen Voraussetzungen des Kfz und der jeweiligen Gefahrensituation abhängig.

 

In den folgenden Beispielen wird ein Kfz mit AntiBlockierSystem ABS und Elektronisches StabilitätsProgramm ESP angenommen.

 

 

Situation 1: Zuerst Lenken und dann Bremsen

 

- Kfz fährt nahe der Kurvengrenzgeschwindigkeit auf einer Serpentinenstrasse in einer Linkskurve

- Am rechten Kurvenaußenrand erkennt der Fahrer ein Hindernis, das in seine Fahrspur hineinragt

 

-> Der Fahrer lenkt zuerst etwas weiter nach links (um das Hindernis soweit wie möglich zu umfahren) und betätigt dann die Bremse.

 

* Ein leichtes betätigen der Bremse würde nur eine dynamische Achslastverlagerung und daraus folgende Instabilitäten hervorrufen. Eine Vollbremsung hätte das sehr große Risiko in sich, das durch das kurzzeitige Blockieren bei Bremsbeginn, das Kfz zu weit aus der ursprünglichen Fahrspur bewegt/versetzt werden würde, wodurch man direkt im Abgrund landen oder dem Hindernis unnötig nah käme. Das regelnde ABS würde weiterhin die Lenkung etwas indirekter machen, was das Lenkmanöver "erschwert". Wenn man annimmt, dass das Hindernis erst sehr spät erkannt wird, dann kann die ganze Bremsdiskussion sowieso entfallen, weil der Fahrer erst gar nicht zur Betätigung der Bremse kommt und nur die Chance hat, sich durch ein Lenkmanöver zu retten.

 

 

Situation 2: Zuerst Lenken und dann Bremsen

 

- Das Kfz fährt auf einem schneebedeckten Parkplatz mit ca. 15 km/h

- Der parkplatzsuchende Fahrer erkennt plötzlich, das sich sein rechter vorderer Kotflügel (oder Stoßstange) bedrohlich nah dem hinteren linken Rücklicht eines parkenden Autos nähert

- Der Abstand beträgt ungefähr 2 m

 

-> Der Fahrer lenkt zuerst etwas nach links und betätigt dann gegebenenfalls die Bremse.

 

* Ein Bremsversuch hätte ganz einfach keine Chance, da der Abstand zwischen beiden Kfz viel zu gering ist.

 

 

Situation 3: Zuerst Lenken und dann Bremsen

 

- Spurwechsel auf der zweispurigen Autobahn von der linken auf die rechte Spur bei ca. 120 km/h

- Der Fahrer befindet sich mit seinem Kfz gerade auf der Mittellinie als das vor ihm auf der linken Spur fahrende Kfz stark bremst

- Auf der rechten Fahrspur ist alles frei

 

-> Der Fahrer entschließt sich zu einem Ausweichmanöver auf die rechte Fahrspur und betätigt dann gegebenenfalls die Bremse.

 

* Es reicht nicht einfach aus nur etwas stärker nach rechts zu lenken, da das Kfz durch ein darauffolgendes nach links lenken und eventuell weitere Aktionen stabilisiert werden muss. Deswegen der Begriff Ausweichmanöver. Die Bremse zu betätigen, während sich das Kfz auf der Mittellinie befindet wäre fatal, da dann gleichzeitig 2 Fahrspuren blockiert und die Kfz in beiden Fahrspuren hinter einem zum Bremsen gezwungen werden.

 

 

Situation 4: ...

 

Überlegen Sie sich weitere Situationen und entscheiden Sie, welche Handlungsabfolge Sie für richtig erachten.

 

Es gibt natürlich noch genügend andere Fälle, in denen es besser ist zuerst zu bremsen und dann zu lenken!

 

 

 

 

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